Objekte


 

 

Molluskenhaften Meeresbewohnern  gleichen manche von Donata Oppermanns Objekten, die sie aus gefaltetem und gedrehtem Papiergarn näht.
Andere erinnern an verlassene Vogelnester oder Insektenbauten, brüchig und nahezu transparent.
Die Gebilde greifen in den Raum hinein, öffnen sich ihm aber zugleich und nehmen ihn in sich auf.
Es entstehen verschattete, offene Höhlenräume, deren feste und doch fragile Hüllen sich an manchen Stellen öffnen, an anderen unter dem eigenen Gewicht verformen.
Donata Oppermann malt und zeichnet.
Die Natur, der Wald, Bäume, Raum und Volumen, Werden und Vergehen sind die Themen, aus denen sie auch die Formen ihrer Papierobjekte ableitet und entwickelt.
Baumstämme verlieren sozusagen ihre Masse und verwandeln sich in schwerelos ätherische Gebilde.
Manche der Formen erinnern an Schalen, Körbe, Behälter, deren Ränder jedoch unkontrolliert fortzuwachsen scheinen, sich wie riesige Blüten nach außen wölben und zum Licht hin öffnen.

Dem Licht, der Beleuchtung, kommt eine wesentliche Rolle zu.
Es umspielt die Formen, definiert ihr Volumen, dramatisiert sie, durchdringt aber gleichzeitig die Oberflächen und verstärkt den Eindruck von Durchlässigkeit und Zartheit.
Die Wirkung des Lichts wird durch das fast weiße Material gesteigert, was auch den haptischen Reiz des Gewebes verstärkt.
Donata Oppermann´s  Arbeiten erinnern  nicht nur an Formen der Natur, sie lassen sich auch als Metaphern  für gegensätzliche menschliche Eigenschaften sehen und verstehen.
So verbindet sich in den Objekten raumgreifendes Vorwärtsdrängendes mit Durchlässigkeit, Ver-
letzlichkeit und Passivität.
Derlei Gegensätze gleichzeitig darstellen zu können hat zum einen mit den Eigenschaften des Papiers
zu tun, dieses zugleich festen wie fragilen Materials, zum anderen mit der Fähigkeit der Künstlerin,
dessen Ausdrucksmöglichkeiten zu erkennen und in ihrem Sinn zu nutzen.
Jörg Bachhofer

  Februar 2019



 
 
 
 
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